Programm 13. Wifo 2021

Tickets und Informationen zum 13. Internationalen Wissenschaftsforum 2021: www.afnb.de/wissenschaftsforum 7 Prof. Dr. Onur Güntürkün Die Asymmetrien des Gehirns und wie sie unser Denken be- einflussen. Inhalt des Vortrags: Unsere beiden Hirnhemisphären sind funktionell und anatomisch asymmetrisch. Aber warum ist das so? Ich möchte dies an vier Punkten aus meiner Forschung zeigen. (1) Hirnasymmetrien bieten einen evolutionären Vorteil, da somit die beiden Gehirnhälften paral- lel unterschiedliche Teilprozesse verarbeiten können, um die Effizienz zu erhöhen. (2) Unsere Hemisphären spezialisieren sich z. B. im Sprachsystem auf verschiedene akusti- sche Komponenten der gehörten Sprache und werden dadurch hauptsächlich aber nicht aus- schließlich linksdominant. Tatsächlich gibt es aber Sprachen, die akustisch so ungewöhnlich sind, dass sie unsere Hirnasymmetrien unterlau- fen und somit nur noch symmetrisch verarbeitet werden können. (3) Die Balance der Links-Rechts-Unterschiede unseres Gehirns werden durch die Kommissu- ren, die unsere Hemisphären verbinden regu- liert. Doch dieser Austausch verändert sich durch Sexualhormone wie z. B. Progesteron. Daher verändern sich die Hirnasymmetrien und kognitive Prozesse von Frauen während des Monatszyklus. (4) Neue Ergebnisse legen nahe, dass unsere Hemisphären unterschiedliche Pläne und Ziele verfolgen. Doch welcher der zwei Pläne ge- winnt? Dies wird wahrscheinlich durch eine Kon- kurrenz entschieden, in der jede Hirnhälfte über die Kommissuren die jeweils andere Hemi- sphäre verlangsamt, um schneller zum Zug zu kommen. Am Ende gewinnt eine der Hemisphä- ren und wir werden nie erfahren, was die andere mit uns vorhatte. Somit entschlüsseln Neurowissenschaftler mehr und mehr die Mechanismen unserer Hirnasym- metrien und somit auch die Prozesse unseres Denkens. Davon möchte ich berichten.

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